Artikel

Gleichgültigkeit gefährdet oder tötet Menschen

Von Martin Stöhr

Rede anlässlich der Verleihung des 2. Julius-Rumpf-Preises an den Flüchtlingsrat Brandenburg

am 7. 9. 2001

1.

Unser Grundgesetz treibt unsere Demokratie ständig an, sich zu verbessern. Das ist nötig, nicht nur weil die Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten massiv steigt, sondern vor allem damit Minderheiten in unserem Land ohne Angst und ohne Ausgrenzung leben können.

Die Kastration des Art. 16 „Politisch Verfolgte genießen Asyl“ beschädigt durch seine Drittstaatenregelung, durch die Verkürzung der Rechtswege und durch die Weigerung, die illegal hier Lebenden nach dem Vorbild anderer Demokratien zu legalisieren, den Art.1 GG „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Die Erfahrungen von Flüchtlingen hierzulande erwecken bei ihnen und bei vielen Deutschen den Eindruck, als sei nur die Würde von Deutschen unantastbar. (mehr …)

Ich wünsche mir eine kultivierte Gesellschaft

252496_138508119557381_7709549_nDie Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan hielt die Laudatio bei der Verleihung des 1. Julius-Rumpf-Preises im Jahr 2000 an die Evangelische Kirchengemeinde Joachimsthal

Ich hatte Glück. Gestern sprach der Bundespräsident in seiner ersten Berliner Rede alles Wichtige zum Thema: Ohne Angst und ohne Träumerei, gemeinsam in Deutschland leben, hieß der brillante Vortrag. Eigentlich bräuchte ich jetzt nur die wesentlichen Stichworte pointiert wiederzugeben und dann wärs das. Er sagte zum Beispiel in Richtung der Migranten: Lernen sie deutsch! was korrekt ist. Nur wer die Sprache beherrscht, kann sich der Mehrheitsgesellschaft gegenüber artikulieren, sich sichtbar machen. Oder: Schulen und Hochschulen sind Lernorte, nur Bildung hilft Vorurteile zu überwinden. Stimmt, das Wissen von Anderen schafft Grundlagen für Verantwortungsgefühl und Solidarität. Das Zusammenleben nicht dem Zufall überlassen, fuhr er fort. Bildung, Bildung und noch mal Bildung, das sei die einzige Garantie gegen die Ghettoisierung auf beiden Seiten: sowohl Hilfe bei der Überwindung von Fremdenfeindlichkeit und gleichzeitig auch eine Voraussetzung für die Integration. Und er machte auch keinen Umweg um die sehr komplizierten Religionsfragen. Wer hier dauerhaft leben will, muss seine Herkunft nicht leugnen, sagte Bundespräsident Rau und noch einen kleinen Nebensatz, der mir neben den bereits aufgezählten, noch bedeutender erscheint. Er sagte: sorgfältig mit Sprache umgehen. Und an diesem Nebensatz liegt es, dass meine Rede nun doch ein paar Minuten länger dauern wird.  (mehr …)

Nicht nur gregorianische Gesänge …

 Druckansicht
Das Stifterpaar Dr. Günther und Ingrid Rumpf und Dr. Eberhard Rumpf, Mitglied des Kuratoriums
Das Stifterpaar Dr. Günther und Ingrid Rumpf und Dr. Eberhard Rumpf, Mitglied des Kuratoriums

In ihrer Rede zur ersten Verleihung des 1. Julius-Rumpf-Preises im Jahr 2000 sprach die Stifterin Ingrid Rumpf über die Notwendigkeit bürgerschaftlichen Engagements und ihre Motivation zur Gründung einer Stiftung.
Wir dokumentieren die Rede leicht gekürzt:

„Das Ritual der Preisverleihung von Stiftungen sieht es vor, dass auch den Stiftern des Preises Gelegenheit gegeben wird, ihre Motive und Absichten darzulegen – zumal wenn es die erste Preisverleihung einer neu aus der Taufe gehobenen Stiftung ist. Für meinen Mann und mich übernehme ich heute diese Aufgabe.

Der Gedanke, dass Christen sich mit ihren Gaben, Kräften und Mitteln in die Gesellschaft einbringen und nicht nur ihrer frommen Innerlichkeit leben sollten, hat sich inzwischen herumgesprochen und war uns beiden eigentlich immer selbstverständlich. Die Frage ist nur: wie, wo, auf welche Weise? Man kann vieles erwägen: soziales Engagement in der Ortsgemeinde, Aktionen auf dem Kirchentag, Spenden allerorten, einen Einsatz in den Krisenherden dieser Welt oder eine Demonstration zugunsten des Schuldenerlasses für die ärmsten Drittweltländer. Fast alles davon verbietet sich für Menschen jenseits einer gewissen Altersgrenze; bleiben eigentlich nur noch Spendenschecks, ausgefüllt im stillen Kämmerlein, denn „die Linke soll nicht wissen, was die Rechte tut“.  (mehr …)

Themen

Sonstiges