Die Wanderausstellung „Ihren Platz in der Welt finden – Else Niemöller“ tourt weiter durch Deutschland, zurzeit macht sie Station in Frankfurt am Main. Wer sich ein Bild verschaffen möchte, kann sich auch den digitalen Aussstellungskatalog ab sofort von dieser Seite herunterladen. Die kostenlose Ausleihe der Ausstellung ist ab August 2025 möglich.
Else Niemöller (1890 bis 1961) war Lehrerin, Mutter, Pfarrfrau und Friedensaktivistin. Ihrem international bekannten Ehemann Martin Niemöller – wegen seines Wirkens in der Bekennenden Kirche acht Jahre Hitlers persönlicher Gefangener – stand sie als Ratgeberin und Kritikerin zur Seite.
Mit ihrem umfassenden theologischen Wissen hielt sie ihn vom Übertritt zum katholischen Glauben ab, den er während seiner KZ-Haft erwog. Gemeinsam ging das Paar den Weg vom antidemokratischen Handeln hin zum entschiedenen Eintreten für Frieden und Völkerverständigung nach dem Krieg.
In neun Kapiteln rückt die Ausstellung der Martin-Niemöller-Stiftung Else Niemöllers Leben in den Mittelpunkt und zeigt sie als eigenständige Persönlichkeit und ebenbürtige Partnerin Martin Niemöllers.
In diesen von Gewalt und Unrecht, Kriegen und Katastrophen geprägten Zeiten tut es gut, zu schauen, wie Frauen unter widrigen Umständen widerständig denken und handeln – und Erfolge verbuchen.
Im Taschenkalender „Wir Frauen 2025“, herausgegeben von Florence Hervé, Melanie Stitz und Mechthilde Vahsen werden Aktivistinnen der Frauenbewegung, antifaschistische Widerständlerinnen, Schriftstellerinnen, Malerinnen, Komponistinnen, Schauspielerinnen, Wissenschaftlerinnen und Abenteurerinnen vorgestellt. Mit dabei Else Niemöller, die im Kalendarium am 20. Juli 2025 vorgestellt wird.
Wir Frauen 2025 Taschenkalender
Florence Hervé / Melanie Stitz / Mechthilde Vahsen (Hg.)
PapyRossa Verlag Köln
Erschienen im August 2024 Hardcover mit Fadenheftung
Lesebändchen
240 Seiten
ISBN 978-3-89438-820-1
14.90 Euro
Am 13. August wurde die Wanderausstellung „Else Niemöller. Ihren Platz in der Welt finden.“ von Dr. Birgit Pfeiffer, Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in der Lutherkirche Wiesbaden eröffnet. Für die Gemeinde und das Dekanat Wiesbaden begrüßte Pfarrerin Ursula Kuhn die Gäste. Zu Leben, Werk und Wirkung von Else Niemöller sprach Jeanette Toussaint, Kuratorin der Ausstellung.
In ihrer Begrüßungsrede betonte die Präses die besondere Bedeutung von Else Niemöller für die Bekennende Kirche, für die Friedensbewegung und für die EKHN. „’Ihren Platz in der Welt finden‘ lautet der Titel der Ausstellung. Ich bin mir sicher, Else Niemöller hatte ihren Platz in ihrer Welt schon gefunden in der vielfältigen Art und Weise, die sie gewirkt hat: als Ideengeberin und Beraterin für ihren Mann, als Vermittlerin in den langen Jahren seiner Inhaftierung, als Managerin einer großen Familie, als Pfarrfrau mit vielen sozialen Aufgaben, als Geschäftsführerin für CARE in Deutschland, endlich und spät als Rednerin und Theologin“, betonte Birgit Pfeiffer.
Würdigung einer bedeutenden Frau
Else Niemöller sei nicht nur „die Frau eines bedeutenden Mannes“, sondern Martin und Else Niemöller seien von Anfang an ein Team gewesen. „Ich sehe Else Niemöller somit als ’necessaria comes‘ als notwendige Gefährtin, wie es so manche Frauen in vielen Jahrhunderten für viele bedeutende Männer waren. Möge Else Niemöller mit dieser Ausstellung aus dem Schatten ihres Mannes und unserer Erinnerungen heraustreten und endlich die ihr zustehende Würdigung und Anerkennung erhalten.“
Pfarrerin Ursula Kuhn erinnerte daran, dass das Ehepaar Niemöller in der zur Gemeinde gehörenden Brentanostraße lebte, heute Sitz des Beauftragten der ev. Kirche bei der Hessischen Landesregierung. Zeitzeuge Manfred Kühn, Pfarrer im Ruhestand, war bei der Trauerfeier Else Niemöllers und Dora Schulz‘ 1961 und erinnerte sich an die Trauer um die beiden Freundinnen. Gerd Bauz von der Martin-Niemöller-Stiftung regte an, das Haus in Wiesbaden in „Niemöller-Haus“ und auch eine Straße – in „Else- und Martin-Niemöller-Straße“ umzubenennen.
Zeitgleich zum Kirchentag ist die Wanderausstellung „Ihren Platz in der Welt finden – Else Niemöller (1890-1961)“ in der Nürnberger Martin-Niemöller-Kirche zu sehen. Die Ausstellung, die von Jeanette Toussaint in Zusammenarbeit mit der Martin-Niemöller-Stiftung konzipiert und erstellt wurde, ist jeweils von 8 bis 19.30 Uhr durchgehend geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Zur Ausstellungsbegleitung lädt Pfr. Dr. Joachim Habbe am Donnerstag, den 8. Juni 2023, um 19.30 Uhr zu einem Vortrag in den Kirchenraum der Martin-Niemöller-Kirche ein. Unter dem Titel „Das Ehepaar Niemöller in seiner Bedeutung für die junge Bundesrepublik Deutschland“ geht es insbesondere um das Wirken von Else Niemöller als Friedensaktivistin, internationale Rednerin und als Leiterin der CARE-Pakete Aktion.
Else Niemöller war Lehrerin, Mutter, Pfarrfrau und Friedensaktivistin. Ihrem international bekannten Ehemann Martin Niemöller – als Pastor wegen seines Wirkens in der Bekennenden Kirche acht Jahre Hitlers persönlicher Gefangener – stand sie als Ratgeberin und Kritikerin zur Seite. Sie verfügte über pädagogisches Geschick und umfassendes theologisches Wissen. Damit konnte sie ihren Mann im Nationalsozialismus vom Übertritt zum katholischen Glauben abhalten. Und nicht nur während seiner Haftzeit von 1937 bis 1945 war sie für ihn das Fenster zur Welt. Sie hielt nach dem Zweiten Weltkrieg Vorträge, leitete das CARE-Büro im Kirchlichen Außenamt und wurde 1959 zur Ehrenpräsidentin der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung ernannt. Trotzdem wird Else Niemöller bis heute vor allem als Frau eines berühmten Mannes wahrgenommen. Dabei waren sie ebenbürtig. Beide verfolgten die gleichen Ziele und setzten vieles miteinander durch. Sie entwickelten sich gemeinsam, auch in ihrer politischen Haltung: von der Ablehnung der Demokratie in der Weimarer Republik hin zum entschiedenen Eintreten für Frieden und Völkerverständigung nach 1945.
Eine Ausstellung der Martin-Niemöller-Stiftung in Kooperation mit dem frauen museum wiesbaden widmet sich nun dem vergessenen Leben und Wirken von Else Niemöller. Dazu erscheint ein Begleitbuch, das ihren Lebensstationen folgt. Außerdem bietet die Martin-Niemöller-Stiftung Führungen für Schulklassen und Gemeindegruppen an.
Zur Bestellung des Begleitbuches und zur Vereinbarung von Führungen durch die Ausstellung rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns.
Jeanette Toussaint
Ihren Platz in der Welt finden – Else Niemöller (1890-1961)
Hg. von der Martin-Niemöller-Stiftung; Berlin 2022, 60 Seiten
ISBN 978-3-00-071388-0
Schutzgebühr 10 Euro
Förderung der Publikation durch:
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
Nassauische Sparkasse
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelisches Dekanat Wiesbaden
Mitglieder der Familie Niemöller
Sie haben Else Niemöller persönlich kennengelernt, Sie kennen sie aus Familienerzählungen, oder haben gar Briefe, Fotos, Gegenstände?
Wir planen eine Biografie und eine Ausstellung zum Leben und Wirken dieser ungewöhnlichen Frau und suchen dafür Dokumente, Fotos und Objekte, auch Berichte und Erzählungen.
Else Niemöller war bis zu ihrem Tod 1961 die Ehefrau von Martin Niemöller. Viele in Hessen und besonders in Wiesbaden werden sich an die Ehefrau von Martin Niemöller erinnern. In Vergessenheit geraten – so scheint es jedenfalls – sind ihr Engagement in der unmittelbaren Nachkriegszeit für deutsche Notleidende, denen sie CARE-Pakete vermittelte, und ihre Aktivitäten für die Westdeutsche Frauenfriedensbewegung.
Wenn Sie mit Ihren Erinnerungen und Materialien zur Vervollständigung ihrer Biografie beitragen möchte, melde Sie sich bitte bei uns. Sie können auch Ihre Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Wir nehmen dann Kontakt mit Ihnen auf.
Wir empfehlen einen ausführlichen Wikipedia-Artikel über Else Niemöller, der von Jeanette Toussaint (Potsdam) erarbeitet wurde.
Kurzbiografie:
29.07. 1890 geboren als das erste von fünf Kindern des Ehepaares August Bremer (Arzt) und Helene Borberg aufgewachsen in einem nationalkonservativenprotestantischenMilieu.
1907 Besuch der städtischen Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Elberfeld, danach Arbeit als Lehrerinan einer Privatschule im englischen Tunbridge Wells(Deutsch und Gesang), danach unterrichtet sie an verschiedenen Schulen in Elberfeld.
1918
Verlobung mit Martin Niemöller, einem Freund und früheren Klassenkameraden ihres Bruders Hermann. Abbruch des Studiums.
20. April 1919 Heirat mit Martin Niemöller. Ende 1919 Umzug nach Münster, wo Martin Niemöller ein Theologiestudium beginnt. Beide engagieren sich in der 1919 gegründeten Studentengruppe der DNVPan der Universität Münster
April 1920 Geburt der ersten Tochter Brigitte, bis 1935 bringt Else Niemöller noch weitere sieben Kinder auf die Welt, von denen eines nach der Geburt stirbt. Else Niemöller organisiert den Haushalt, die Kindererziehung und unterstützt ihren Mann beim Studium, z. B. beim Verfassen der Belegarbeiten.
Juli 1931 Die Familie zieht nach Berlin-Dahlem, wo Martin Niemöller zunächst als 2. Pfarrer der Jesus-Christus-Kirchewirkt; 1933 erhält er die erste Pfarrstelle an der St.-Annen-Kirche. Else Niemöller steht nun stärker in der Öffentlichkeit und trägt mehr Verantwortung. Großen Einfluss hat sie auf die frühen Predigten ihres Mannes. Sie schlägt ihm Themen vor und liest Korrektur.
1933 Else und Martin Niemöller engagieren sich in der kirchlichen Opposition und gehören nach der Einführung des Arierparagraphenin der Evangelischen Kirche zu den Initiatoren des Pfarrernotbunds. Martin Niemöller übernimmt dessen Leitung und gehört im Mai 1934 zu den Mitbegründern der Bekennenden Kirche, der sich viele Gemeindeglieder in Dahlem anschlossen. Das Pfarrhaus wird nun zum wichtigen Anlaufpunkt. Martin Niemöller wird in den nächsten Jahren mehrfach verhaftet, verhört, vom Dienst suspendiert, mehrere Gerichtsverfahrengegen ihn eröffnet. Es gibt Hausdurchsuchungen, 1934 schlägt ein Sprengstoffanschlagim Haus fehl. Else Niemöller trägt die wirtschaftlichen und psychischen Folgen mit und versucht, ihre Kinder davor zu schützen.
1. Juli 1937 Die Gestapo verhaftet Martin Niemöller erneut. Er hatte in seiner letzten Predigt wiederholt die staatlichen Maßnahmengegen die Bekennende Kirche kritisiert.
1. März 1938 Martin Niemöller wird zu sieben Monaten Festungshaftund einer Geldstrafe verurteilt. Obwohl die Gefängnisstrafedurch die Untersuchungshaftals verbüßt gilt, wird er nach der Urteilsverkündung in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. Else Niemöller ist ihm in dieser Zeit sein wichtigste Stütze, auch als theologische Diskussionspartnerin. Außerdem hält sie den Kontakt zwischen ihm und der Dahlemer Gemeinde und beantwortet unzählige Briefe und ist nun allein für die Kinder verantwortlich.
11. Juli 1941 Martin Niemöller wird ins KZ Dachau überstellt.
1943 Else Niemöller zieht mit den drei jüngsten Kindern Hertha, Jutta und Martin nach Leoniam Starnberger Seein das Ferienhaus von Maria Lempp, der Witwe des VerlegersAlbert Lempp, um ihren Mann schneller besuchen zu können.
27.12.1944 Tochter Jutta stirbt unerwartet.
März 1945 Der älteste Sohn Jochen fällt im Osten. Die Söhne Heinz Hermann und Jan sind vermisst.
6. Mai 1945 Else Niemöller erfährt von der Befreiung ihres Mannes aus den Händen der SSin Südtirol). Im Juni wird Martin Niemöller aus amerikanischer Internierung entlassen. Else und Martin Niemöller und Kinder ziehen auf Einladung der Familie des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen 1946 ins Schloss Büdingen. 1947 Martin Niemöller wird zum Kirchenpräsidenten der EKHN gewählt.
1948 Umzug nach Wiesbaden in die Brentanostraße.
Die nächsten Jahre sind geprägt von weltweiten Reisen mit ihrem Mann. Sie fahren zu Konferenzen und Synoden, halten Vorträge, geben Interviews und predigen mitunter gemeinsam.Schwerpunkt Else Niemöllers sind Frauen- und Friedensarbeit. Else Niemöller bleibt die engste Kritikerin ihres Mannes. Von 1947 bis mindestens 1955 leitet Else Niemöller das „Care-Büro“ der EKD.
1951 Für den Weltgebetstagder Frauen 1951 bereitet Else Niemöller mit Hildegard Schaeder, Referentin für die Orthodoxen Kirchendes Ostens im Außenamt der Evangelischen Kirche, die Gottesdienstevor.Im selben Jahr schließt sie sich der entstehenden Westdeutschen Frauenfriedensbewegung an, hält Vorträge und wird zur Ehrenpräsidentin ernannt.
17. August 1961
Else Niemöller stirbt bei einem Autounfall während einer Urlaubsreise in Dänemark. Auch die langjährige Hausangestellte der Familie Niemöller, Dorothea (Dora) Schulz, kommt dabei ums Leben. Beide Frauen werden auf dem Südfriedhof Wiesbaden beerdigt.
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