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Else Niemöller-Ausstellung eröffnet

Präses Dr. Birgit Pfeiffer
Präses Dr. Birgit Pfeiffer

Am 13. August wurde die Wanderausstellung „Else Niemöller. Ihren Platz in der Welt finden.“ von Dr. Birgit Pfeiffer, Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in der Lutherkirche Wiesbaden eröffnet. Für die Gemeinde und das Dekanat Wiesbaden begrüßte Pfarrerin Ursula Kuhn die Gäste. Zu Leben, Werk und Wirkung von Else Niemöller sprach Jeanette Toussaint, Kuratorin der Ausstellung.

In ihrer Begrüßungsrede betonte die Präses die besondere Bedeutung von Else Niemöller für die Bekennende Kirche, für die Friedensbewegung und für die EKHN. „’Ihren Platz in der Welt finden‘ lautet der Titel der Ausstellung. Ich bin mir sicher, Else Niemöller hatte ihren Platz in ihrer Welt schon gefunden in der vielfältigen Art und Weise, die sie gewirkt hat: als Ideengeberin und Beraterin für ihren Mann, als Vermittlerin in den langen Jahren seiner Inhaftierung, als Managerin einer großen Familie, als Pfarrfrau mit vielen sozialen Aufgaben, als Geschäftsführerin für CARE in Deutschland, endlich und spät als Rednerin und Theologin“, betonte Birgit Pfeiffer.

Würdigung einer bedeutenden Frau

Else Niemöller sei nicht nur „die Frau eines be­deutenden Mannes“, sondern Martin und Else Niemöller seien von Anfang an ein Team gewesen. „Ich sehe Else Niemöller somit als ’necessaria comes‘ als notwendige Gefährtin, wie es so manche Frauen in vielen Jahrhunderten für viele bedeutende Männer waren. Möge Else Niemöller mit dieser Ausstellung aus dem Schatten ihres Mannes und unserer Erinnerungen heraustreten und end­lich die ihr zustehende Würdigung und Anerkennung erhalten.“

Pfarrerin Ursula Kuhn Wiesbaden
Pfarrerin Ursula Kuhn

Pfarrerin Ursula Kuhn erinnerte daran, dass das Ehepaar Niemöller in der zur Gemeinde gehörenden Brentanostraße lebte, heute Sitz des Beauftragten der ev. Kirche bei der Hessischen Landesregierung. Zeitzeuge Manfred Kühn, Pfarrer im Ruhestand, war bei der Trauerfeier Else Niemöllers und Dora Schulz‘ 1961 und erinnerte sich an die Trauer um die beiden Freundinnen. Gerd Bauz von der Martin-Niemöller-Stiftung regte an, das Haus in Wiesbaden in „Niemöller-Haus“  und auch eine Straße – in „Else- und Martin-Niemöller-Straße“ umzubenennen.

Ausstellung bietet bereichernde Impulse

Kuratorin Jeanette Toussaint
Kuratorin Jeanette Toussaint

Kuratorin Jeannette Toussaint berichtete von ihrer Arbeit an der Ausstellung, die sie durch die Beschäftigung mit der politisch-theologischen Friedensarbeit bereichert habe. Die Beschäftigung mit den beiden Theologen könne Impulse für das eigene Leben geben. In knappen, informativen und interessant bebilderten Texten auf neun Rollups greift die im Auftrag der Martin-Niemöller-Stiftung konzipierte Ausstelltung die verschiedenen Stationen im Leben Else Niemöllers auf.

Eine starke Frau an der Seite von Martin Niemöller

Else Niemöller wurde 1890 geboren und heiratete Martin Niemöller 1919. Immer wieder traf Else Niemöller Entscheidungen, prüfte ihren Glauben, überdachte Standpunkte und Überzeugungen. Dass sie ihrem Ehemann absolut ebenbürtig war und dieser ihren theologischen Input zeit seines Lebens hoch schätzte, wird in der Ausstellung deutlich. Kirchenpräsident und Friedensaktivist Martin Niemöller legte sehr viel Wert auf die Meinung und Mitarbeit seiner Frau und Mutter seiner sieben Kinder. Die hochgebildete Else Niemöller musste gleichwohl ihren Beruf als Lehrerin, den sie in ihrem Heimatort Elberfeld und in England ausgeübt hatte, aufgeben, als sie Martin Niemöller heiratete.

Stationen ihres Lebens bis zur Rückkehr nach Wiesbaden

Gerd Bauz, Martin-Niemöller-Stiftung
Gerd Bauz, Martin-Niemöller-Stiftung

Stationen des Lebens von Else Niemöller sind in Berlin, Münster, am Starnberger See – während der KZ-Inhaftierung Martin Niemöllers in Dachau – Büdingen und Wiesbaden. Und „in der Welt“: Nach dem Zweiten Weltkrieg reiste das Ehepaar im Zeichen des Friedensaktivismus unter anderem in die USA, nach Neuseeland und Australien und hielten Vorträge. Else Niemöller war Vorsitzende der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung, der Kampf gegen Wiederbewaffnung und Atomwaffen war ihr ein großes Anliegen. „Wir Frauen müssen versuchen, eine neue Gemeinschaft miteinander aufzubauen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wir müssen auch zu einer neuen Völkerverständigung beitragen“, so ein Zitat Else Niemöllers aus einem in Kanada gehaltenen Vortrag.

In Wiesbaden lebte das Ehepaar bis zu Else Niemöllers Tod infolge eines Autounfalls 1961. Mit ihr starb ihre Hausangestellte und enge Freundin Dora Schulz. Beide Frauen sind in einem gemeinsamen Grab auf dem Wiesbadener Südfriedhof beigesetzt worden.

Ausstellungshinweise

Die Ausstellung ist noch bis zum 27. August Montag bis Samstag von 15 bis 17 Uhr und nach den Gottesdienstes am Sonntag in der Wiesbadener Lutherkirche zu sehen. Im Anschluss wandert sie zur Kirchenverwaltung der EKHN in Darmstadt. Dort wird sie ab 4. September gezeigt.

Weitere Informationen zur kostenfreien Ausleihe ab Oktober finden Sie hier.

Ausstellungseröffnung in der Lutherkirche Wiesbaden (Fotos auf dieser Seite: Niemöllerstiftung/ist Ralf Forster und Johannes Haak
Ausstellungseröffnung in der Lutherkirche Wiesbaden (Fotos auf dieser Seite: Niemöllerstiftung/Ralf Forster und Johannes Haak)