von Prof. Dr. Guido Hausmann
(Zuerst veröffentlicht unter „Ostblog spezial – Russlands Krieg gegen die Ukraine“ am 16.3.2022, aktualisiert: Claudia Sievers CS)

Peremoha gehört zu den „verbrannten Dörfern“ der Ukraine. Nach Holodomor und NS-Terror kehrt nun die Gewalt zurück.
Ukrainehistoriker haben sich immer gewünscht, dass die Ukraine mehr Aufmerksamkeit erhält, dass die Medien ihre Landkarte zeigen und ihre Städte und Regionen, ihre Flüsse und Landschaften Eingang in unser Bewusstsein finden. Das geschieht jetzt, aber es sind Karten der brutalen Zerstörung und Gewalt durch die russische Armee. So lernen wir jetzt Charkiw, Mariupol, Kiew u.a. als Städte im Krieg kennen, als Städte ohne Geschichte und Kultur, als bloße Territorien des militärischen Kampfes und der Verwüstung, der Verteidigung oder der Eroberung. Die großen Städte der Ukraine sind aber Perlen der Geschichte und Kultur – Kiew, Charkiw, Odessa, Lemberg /Lwiw und viele andere, die die Vielgestaltigkeit dieses Landes und Europas zeigen.
Hier möchte ich dagegen ein kleines Dorf vorstellen, das den Namen Peremoha („Sieg“) trägt, etwa 50 km östlich von Kiew liegt und vor dem Zweiten Weltkrieg einmal Jadliwka hieß. Am Dienstag 8. März kam die Nachricht, dass die orthodoxe Kirche und das Gemeindehaus des Dorfes zerstört wurden. Der Geistliche und seine Familie konnten fliehen und überleben. Das Wohnhaus wurde von den Besatzern beschlagnahmt und beim Abzug verwüstet und geplündert. (CS) Am Samstag 12. März folgte die Nachricht (Holovne upravlinnja rozvidky Ministerstva oborony Ukrajiny), dass am Vortag die russische Armee sechs Frauen und ein Kind bei dem Versuch erschossen haben, das Dorf Richtung Gostroluchcha zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Die Zahl der Verletzten ist noch unbekannt. Weitere Personen wurden gezwungen, in das Dorf zurückzukehren. Ein solch vorsätzlicher Angriff auf Zivilisten dürfte ein Verstoß gegen das Völkerrecht sein. Während der Besatzung war das Dorf von medizinischer und humanitärer Hilfe abgeschnitten. Ende März durfte das Altenheim evakuiert werden. Anfang April zogen die Besatzer ab und hinterließen ein zerstörtes Dorf, mit zerschossenen Häusern, zerstörten Autos, geplünderten Läden und Privathäusern. (CS) (mehr …)