Festival „Gegensignal“ vom 16. bis 17. September in Potsdam
Vier Jahre nach seiner Stilllegung steht das stets umstrittene nachgebaute Glockenspiel der Garnisonkirche Potsdam am 16. und 17. September 2023 im Zentrum eines Kurzfestivals. Auf dem Programm stehen Klang-Geschichten, eine öffentliche Inszenierung und ein Workshop mit Disussion zur Zukunft des Glockenspiels. Veranstaltet wird das Festival vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V. und dem Lernort Garnisonkirche.
Als wichtiger Teil der Veranstaltung werden vier namhafte Intellektuelle aus Polen, Ukraine, Russland und Namibia darauf zurückblicken, wie sich preußisch-deutsche Militärgewalt in die Geschichte Ihrer Länder eingeschrieben hat und wie sie die heutige deutsche Erinnerungskultur zu Preußen wahrnehmen. Nach kurzen Auftritten in der Konzertperformance am Samstag werden sie während des Symposions am Sonntag jeweils eine Rede halten und mit dem Publikum und miteinander diskutieren.
Es sprechen:
- Jan Tomasz Gross, Historiker und Soziologe, Polen/ Berlin, Prof. emeritus der Princeton University/USA
- Esther Muinjangue, Vizeministerin für Gesundheit und Soziale Dienste, ehemalige Vorsitzende der Ovaherero Genocide Foundation, Namibia
- Kateryna Mishchenko, Autorin und Verlegerin, Ukraine/Berlin
- Sergey Lebedev, Schriftsteller, Russland/Potsdam
Das Festival beginnt am Samstag um 16.30 Uhr mit einer multimedialen Lecture-Performance von Michael Schenk im Filmmuseum Potsdam.
Es folgt ab 19.30 Uhr auf der Plantage die Uraufführung von „DEN MARSCH BLASEN. Eine psychogeographische Situation am Glockenspiel auf der Plantage“ des Komponisten Christian von Borries. Auf der Potsdamer Plantage, Standort des Glockenspiels unweit der Garnisonkirche, erklingt nicht mehr das untertänige Lied „Üb immer treu und Redlichkeit“, sondern „Den Marsch Blasen“ des Komponisten Christian von Borries. Die Auftragskomposition bringt die verdrängten rechtslastigen und militärischen Botschaften des Glockenspiels akustisch wie szenografisch zum Vorschein, und gibt zugleich den Opfern der einstigen preußisch-deutschen Militärgewalt eine Stimme. Gerahmt wird die Aufführung von diskursiven Beiträgen: Eine akustisch-visuelle Lecture-Perfomance des Klangkünstlers Michael Schenk im Filmmuseum Potsdam zur Geschichte des Glockenspiels und ein anschließender Workshop im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum zur Zukunft des Glockenspiels auf der Plantage.
Am Sonntag findet ab 10 Uhr im Rechenzentrum ein Symposion und Workshop statt. Während vormittags von 10 Uhr bis 13 Uhr die Nachkommen der Adressaten preußisch – deutscher Militärgewalt zu Wort kommen, findet nachmittags eine Fishbowl-Diskussion zur Zukunft des Glockenspiels auf der Plantage statt.