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Else Niemöller:
Ein ungewöhnliches Frauenleben

Else Niemöller
Else Niemöller

 

Wir empfehlen einen ausführlichen Wikipedia-Artikel über Else Niemöller, der von Jeanette Toussaint (Potsdam)  erarbeitet wurde.

 

Kurzbiografie:

29.07. 1890
geboren als  das erste von fünf Kindern des Ehepaares August Bremer (Arzt) und Helene Borberg aufgewachsen in einem nationalkonservativenprotestantischenMilieu.

1907
Besuch der städtischen Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Elberfeld, danach Arbeit  als Lehrerinan einer Privatschule im englischen Tunbridge Wells(Deutsch und Gesang), danach unterrichtet sie an verschiedenen Schulen in Elberfeld.

1916
Studium Deutsch, Englisch und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

1918
Verlobung mit  Martin Niemöller, einem Freund und früheren Klassenkameraden ihres Bruders Hermann. Abbruch des Studiums.

20. April 1919
Heirat mit Martin Niemöller.  Ende 1919 Umzug nach Münster, wo Martin Niemöller ein Theologiestudium beginnt. Beide engagieren sich in der 1919 gegründeten Studentengruppe der DNVPan der Universität Münster

April 1920
Geburt der  ersten Tochter Brigitte,  bis 1935 bringt Else Niemöller noch weitere sieben Kinder auf die Welt, von denen eines nach der Geburt stirbt. Else Niemöller organisiert den Haushalt, die Kindererziehung und unterstützt ihren Mann beim Studium, z. B. beim Verfassen der Belegarbeiten.

1923
Martin Niemöller wird erster hauptamtlicherGeschäftsführerder Inneren Missionfür die westfälische Kirchenprovinz.

Juli 1931
Die Familie zieht  nach Berlin-Dahlem, wo Martin Niemöller zunächst als 2. Pfarrer der Jesus-Christus-Kirchewirkt;  1933 erhält er die erste Pfarrstelle an der St.-Annen-Kirche. Else Niemöller steht nun stärker in der Öffentlichkeit und trägt mehr Verantwortung. Großen Einfluss hat sie auf die frühen Predigten ihres Mannes. Sie schlägt ihm Themen vor und liest Korrektur.

1933
Else und Martin Niemöller engagieren sich in der kirchlichen Opposition und gehören nach der Einführung des Arierparagraphenin der Evangelischen Kirche zu den Initiatoren des Pfarrernotbunds. Martin Niemöller übernimmt dessen Leitung und gehört im Mai 1934 zu den Mitbegründern der Bekennenden Kirche, der sich viele Gemeindeglieder in Dahlem anschlossen. Das Pfarrhaus wird nun zum wichtigen Anlaufpunkt. Martin Niemöller wird in den nächsten Jahren mehrfach verhaftet, verhört, vom Dienst suspendiert, mehrere Gerichtsverfahrengegen ihn eröffnet. Es gibt Hausdurchsuchungen, 1934 schlägt ein Sprengstoffanschlagim Haus fehl. Else Niemöller trägt die wirtschaftlichen und psychischen Folgen mit und versucht, ihre Kinder davor zu schützen.

 1. Juli 1937
Die Gestapo verhaftet Martin Niemöller erneut. Er hatte in seiner letzten Predigt wiederholt die staatlichen Maßnahmengegen die Bekennende Kirche kritisiert.

1. März 1938
Martin Niemöller wird zu sieben Monaten Festungshaftund einer Geldstrafe verurteilt. Obwohl die Gefängnisstrafedurch die Untersuchungshaftals verbüßt gilt,  wird er nach der Urteilsverkündung in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. Else Niemöller ist ihm in dieser Zeit sein wichtigste Stütze, auch als theologische Diskussionspartnerin. Außerdem hält sie den Kontakt zwischen ihm und der Dahlemer Gemeinde und beantwortet unzählige Briefe und ist nun allein für die Kinder verantwortlich.

11. Juli 1941
Martin Niemöller wird ins KZ Dachau überstellt.

1943
Else Niemöller zieht mit den drei jüngsten Kindern Hertha, Jutta und Martin nach Leoniam Starnberger Seein das Ferienhaus von Maria Lempp, der Witwe des VerlegersAlbert Lempp, um ihren Mann schneller besuchen zu können.

27.12.1944
Tochter Jutta stirbt unerwartet.

März 1945
Der älteste Sohn Jochen fällt im Osten.  Die Söhne Heinz Hermann und Jan sind vermisst.

6. Mai 1945
Else Niemöller erfährt von der Befreiung ihres Mannes aus den Händen der SSin Südtirol). Im Juni wird Martin Niemöller aus amerikanischer Internierung entlassen. Else und Martin Niemöller und Kinder ziehen auf Einladung der Familie des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen 1946 ins Schloss Büdingen.

1947

Martin Niemöller wird zum Kirchenpräsidenten der EKHN gewählt. 

1948
Umzug nach Wiesbaden in die Brentanostraße.

Die nächsten Jahre sind geprägt von weltweiten Reisen mit ihrem Mann. Sie fahren zu Konferenzen und Synoden, halten Vorträge, geben Interviews und predigen mitunter gemeinsam.Schwerpunkt  Else Niemöllers sind  Frauen- und Friedensarbeit. Else Niemöller bleibt die engste Kritikerin ihres Mannes. Von 1947 bis mindestens 1955 leitet  Else Niemöller das „Care-Büro“ der EKD.

1951
Für den Weltgebetstagder Frauen 1951 bereitet Else Niemöller mit Hildegard Schaeder, Referentin für die Orthodoxen Kirchendes Ostens im Außenamt der Evangelischen Kirche, die Gottesdienstevor.Im selben Jahr schließt sie sich der entstehenden Westdeutschen Frauenfriedensbewegung an,  hält Vorträge und  wird zur Ehrenpräsidentin ernannt.

17. August 1961

Else Niemöller stirbt bei einem Autounfall während einer Urlaubsreise in Dänemark. Auch die langjährige Hausangestellte der Familie Niemöller,  Dorothea (Dora) Schulz, kommt dabei ums Leben. Beide Frauen werden auf dem Südfriedhof Wiesbaden beerdigt.

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