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Weitertragen in die Zukunft

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Stifterehepaar Dr. Günter und Ingrid Rumpf

Zunächst erschien der im stillen Kämmerlein ausgefüllte Spendenscheck, die „stille Wohltätigkeit“, den engagierten Christen Günther und Ingrid Rumpf als die einzige Möglichkeit, sich auch im fortgeschrittenen Alter noch aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Denn: „Jenseits einer gewissen Altersgrenze“, so Ingrid Rumpf, „verbieten sich Demonstrationen oder ein Einsatz in den Krisenherden dieser Welt.“

Nicht nur fromme Innerlichkeit

Doch dann reifte die Überzeugung, dass christliche Wohltätigkeit und bürgerschaftliches Engagement nicht mehr in verschiedenen Welten angesiedelt sein dürfen, und dass dann eben auch das öffentliche Bekenntnis zu dem, was man tut und erreichen möchte, dazugehört. In einer Stiftung sahen sie den geeigneten Weg, „Menschen zu ermutigen und zu fördern, die das tun, was wir nicht mehr tun können“. Sie beschlossen also, eine Stiftung zu begründen, um mutigen, phantasievollen und wirkungsvollen Einsatz für Mitmenschlichkeit zu fördern und an die sprichwörtlich „große Glocke“ zu hängen, damit das gute Beispiel Nachahmer und weitere Förderer finde. Die Stiftung sollte den Namen des Vaters von Günther Rumpf tragen: Julius Rumpf.

 

Die Stiftung

Das Startkapital für die zu gründende Stiftung wurde treuhänderisch der Martin-Niemöller-Stiftung e.V. übergeben. Dies war eine ideale Lösung: Die Martin-Niemöller-Stiftung ist in Wiesbaden ansässig, der Stadt des Wirkens von Julius Rumpf.

Martin Niemöller und Julius Rumpf haben lange Jahre gegen den Nationalsozialismus zusammengearbeitet; heute führt die Martin-Niemöller-Stiftung das friedenspolitische Engagement ihres Namensgebers fort. Feindbilder abzubauen, Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität zu fördern: diese Grundziele der Niemöller-Stiftung decken sich weitgehend mit dem Anliegen, das auch Günther und Ingrid Rumpf zu der Stiftungsidee bewog.

Das Kuratorium der Julius-Rumpf-Stiftung besteht aus zwei Vertretern der Familie Rumpf, dem Vorsitzenden und dem/der Geschäftsführer/in der Martin-Niemöller-Stiftung; weitere Mitglieder können benannt werden. Das Kuratorium wacht über die Einhaltung des Stiftungszwecks und entscheidet über alle Angelegenheiten, die mit der Verleihung des Julius-Rumpf-Preises und mit weiteren Förderungen verbunden sind.

Seit August 2007 wird der Julius-Rumpf-Stiftungsfonds treuhänderisch von der Stiftung Diakonie in Hessen und Nassau verwaltet.

Wir freuen uns über Spenden auf unser Konto
Julius-Rumpf-Stiftung
Landesbank Hessen-Thüringen
500055090 (BLZ 500 500 00)

Ein Brief an Angela Merkel

12654239_970261666382018_7026624668251331547_n-2Die Attacken auf Angela Merkel angesichts ihrer klaren Haltung in der Flüchtlingsfrage werden immer unerträglicher. Die Martin-Niemöller-Stiftung hat nun einen Brief an die Kanzlerin geschrieben. Hier der Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
jenseits dessen, was wir aus der Perspektive der Martin-Niemöller-Stiftung kritisch sehen an der Politik der derzeitigen Bundesregierung, fühlen wir uns gedrängt, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Wir möchten Ihnen ausdrücklich danken für Ihre klaren Worte und Ihre Festigkeit in der Absicht, Flüchtlingen zu helfen. Sie haben mit Ihrem Wort „Wir schaffen das“ unserer Gesellschaft etwas zugemutet in dem festen Vertrauen, dass diese zu bewältigende Aufgabe neue Potentiale in den Menschen weckt und das Vertrauen in unsere gemeinsame humane Stärke festigt. Darüber hinaus haben Sie Ihre eigene Partei und auch deren Schwesterpartei eindrücklich und authentisch auf die von Christen erwartete Menschenfreundlichkeit hingewiesen, die mit dem „C“ im jeweiligen Parteinamen verbunden ist. Für uns und viele andere haben Sie das in einer sehr unprätentiösen, aber dennoch beeindruckenden Weise getan. Dass viele Nationen unserer Erde jetzt mit Interesse und Achtung nach Deutschland blicken, hängt sehr direkt mit Ihrer klaren Haltung zusammen. (mehr …)

„Wir können nicht leben ohne das Wort“
Rede Martin Niemöllers vor seiner Verhaftung

Zur kirchlichen Lage 1937 Niemöller

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Am Dienstag, den 29. Juni 1937 besuchte Martin Niemöller in Wiesbaden seinen alten Schulkameraden Ernst Königs, und hielt an diesem Tag drei Reden, die von Bekennermut und Unerschrockenheit gegenüber den Nationalsozialisten zeugten. Sie wurden mitstenographiert. Es waren seine letzten öffentlichen Auftritte, bevor er verhaftet und nach seiner Freilassung am 2. März 1938 als persönlicher Gefangener Adolf Hitlers ins KZ verschleppt wurde. (mehr …)

„Der Jude mit dem Hakenkreuz“ –
Meine deutsche Familie

12662650_778722675566837_2660042086932332410_n-2Buchvorstellung und Gespräch mit Lorenz S. Beckhardt
Moderation: Andreas Dickerboom

Lorenz S. Beckhardt, in einem katholischen Internat erzogen, erfährt erst als Achtzehnjähriger, dass er Jude ist. allmählich erhellen sich ihm das Leben seiner 27 Vorfahren, ihr Streben nach Anerkennung als vollwertige Bürgerinnen und Bürger sowie ihre Bemühungen um wirtschaftlichen Erfolg.
Sein Großvater, der Wiesbadener Kaufmann Fritz Beckhardt, hatte als Jagdflieger am ersten Weltkrieg teilgenommen, aus dem er als höchst dekorierter Jude auf deutscher Seite zu rückgekehrt war. er zog sodann in den hiesigen Vorort Sonnenberg, wo die Familie seiner Frau ein gut gehendes Lebensmittelgeschäft betrieb. (mehr …)

Martin Niemöller: Stationen


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Stationen aus dem Leben Martin Niemöllers

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Was sagte Niemöller wirklich?

NiemollerQuoteMonmouthNJ580pxwWir zitieren die Version, die wir für die „klassische“ halten und die von Niemöller autorisiert wurde. Sie fiel  an Ostern 1976 während einer Diskussion im Gemeindesaal Kaiserslautern -Siegelbach bei Pfarrer Hans-Joachim Oeffler. In einem Gespräch mit Hannes Karnick und Wolfgang Richter („Niemöller – Was würde Jesus dazu sagen?“, Ffm 1986) führt Niemöller dazu aus:

„Wann ist denn dieses Ge­dicht entstanden mit dem Spruch: Als sie die Kommu­nisten abholten, schwiegen wir…?

Das war kein Gedicht, nein. Ich hatte mal in Oefflers Ge­meinde gepredigt, da war damals der Generalbischof der lutherisch-slowakischen Kirche dabei in Siegelbach bei Kaiserslautern. Da hat­ten wir hinterher eine Be­sprechung mit der Gemein­de in einem Gemeindesaal in der unmittelbaren Nähe der Kirche. Da haben die Leute n ihre Fragen ge­stellt und vom Leder gezo­gen. Und dann haben sie gefragt, ob wir denn nicht aufgewacht wären nach der Kristallnacht 1938. Und ich sage, um Gottes Willen, also fragen Sie mich nicht nach 38, ich bin 37 in die Gefangenschaft geraten und habe seitdem immer in der Einzelzelle gesessen und im übrigen, sehen Sie, als die erst mal die Kommu­nisten eingesperrt, und da­von haben wir vielleicht gleich was gehört, ich weiß es nicht mehr, aber wir haben dagegen nicht aufbe­gehrt, dass die Kommunisten eingesperrt wurden, denn wir lebten ja für die Kirche und in der Kirche und die Kommunisten waren ja kei­ne Freunde der Kirche, son­dern im Gegenteil ihre er­klärten Feinde, und deshalb haben wir damals geschwie­gen. Und dann kamen die Gewerkschaften, und die Gewerkschaften waren auch keine Freunde der Kir­che, und wir haben mit de­nen wenig Beziehungen oder gar keine mehr gehabt und haben gesagt, also lass die ihre Sachen selber aus­fechten.
Es gab keine Nieder­schrift oder Kopie von dem, was ich gesagt hatte, und es kann durchaus gewesen sein, dass ich das anders for­muliert habe. Aber die Idee war jedenfalls: Die Kommu­nisten, das haben wir noch ruhig passieren lassen; und die Gewerkschaften, das haben wir auch noch pas­sieren lassen; und die Sozialdemokraten haben wir auch noch passieren las­sen. Das war ja alles nicht unsere Angelegenheit. Die Kirche hatte ja mit Politik damals noch gar nichts zu tun, und man sollte ja damit nichts zu tun haben. Wir wollten in der Bekennenden Kirche an und für sich ja auch keinen politischen Wider­stand darstellen, sondern wir wollten für die Kirche feststellen, das ist nicht recht und das darf in der Kirche nicht Recht werden, deshalb hatten wir schon 33, als wir den Pfarrernot­bund gründeten, als 4. Punkt da drin: Wenn gegen Pfarrer Front gemacht wird und sie einfach ausgeboo­tet werden als Pastoren, weil sie Judenstämmlinge oder so was gewesen sind, dann können wir als Kirche nur sagen: Nein. Und das war dann der 4. Punkt in der Verpflichtung, und das war wohl die erste contra-anti-semitische Lautwerdung aus der Evangelischen Kir­che. Das ist nur das, was ich sagen kann zu dieser Geschichte mit dem: Als sie die Kommunisten einsperr­ten, da hat man nichts ge­sagt, wir waren keine Kom­munisten und waren durch­aus einverstanden, dass wir diese Gegner vom Halse hatten. Aber wir haben uns noch nicht verpflichtet ge­sehen, für Leute außerhalb der Kirche irgendetwas zu sagen, das war damals noch nicht Mode, und so weit waren wir noch nicht, dass wir uns für unser Volk verantwortlich wussten.“ 
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„Als die Nazis die Kommunisten holten…..“

Viel zitiert, oft abgewandelt, manchmal missbraucht, immer noch aktuell:
das berühmte Zitat Martin Niemöllers

 

Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.

Vom Mut, ein anderer zu werden

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Niemöller1960Er wagte es, Adolf Hitler zu widersprechen – und nahm dafür Jahre im KZ in Kauf. Er war vordem U-Boot-Kommandant der Kaiserlichen Marine, während der Weimarer Republik führte er eine Freikorps-Truppe. Er studierte Theologie und missachtete als Pfarrer in Dahlem das gegen ihn verhängte Predigtverbot, gründete statt dessen den Pfarrernotbund.

Nach der Befreiung wurde Martin Niemöller zum Kirchenpräsidenten in Hessen-Nassau gewählt. Als Leiter des kirchlichen Außenamts bereiste er viele Länder und war glaubwürdiger Botschafter des „Anderen Deutschland“, forderte hellsichtig Gerechtigkeit für die so genannte „Dritte Welt“, plädierte unermüdlich für die Versöhnung von Ost und West. Zuhause wurde er geehrt und bewundert, aber auch mit Schmähungen überhäuft: weil er den Leninorden angenommen hatte; weil er es wagte, Soldaten und Militär Verbrecher zu nennen. Rastlos und beharrlich setzte er sich für den  Frieden, gegen die Aufrüstung, gegen die Wiederbewaffnung und den Irrwitz des Kalten Krieges ein.

Die Widersprüche in seiner Biographie sah er selbst so: „Dass ich meine Überzeugung in meinem Leben geändert habe, ich glaube, nicht aus Charakterlosigkeit, sondern weil ich dazugelernt habe -, dessen schäme ich mich nicht … Wir sollten darauf hoffen, dass auch die Leute, die uns augenblicklich führen, noch dazulernen können…“

Martin Niemöller war bei den Ostermärschen dabei, sprach auf der großen Vietnamkriegs-Demo in Bonn 1973, war Ehrenpräsident der Deutschen Friedensgesellschaft.

Martin Niemöller starb am 6. März 1984 in Wiesbaden

 

Martin Niemöller – ein Prophet des Friedens

02-JensWalter Jens war  langjähriger Vorsitzender und Wegbegleiter der Martin-Niemöller-Stiftung. Wir dokumentieren seine Festrede zum 100. Geburtstag von Martin Niemöller, die er 1992 auf einer Festveranstaltung der Martin-Niemöller-Stiftung im Plenarsaal des Hessischen Landtags hielt. 

 „Vormittags an der Preface zu Nie­möllers Predigten. Mittags zum N.B.C. Lesung der deutschen Sendung. Ärger über zweimaliges Versprechen. Nach dem Lunch die .Nation‘ gelesen.“ Die Notizen Thomas Manns, formuliert in Pacific Palisades, am 29. Juli 1941, klingen nüchtern, fast beiläufig. Ein Allerweltsgeschäft ist zu leisten und, nach verläßlichem Studium der Texte, in einer Wochenhälfte zu beenden: „Vormittags an der Einleitung zu den Predigten“, „vormittags die Einleitung zu den Pre­digten abgeschlossen“, und dann, der Leser spürt das Aufatmen: Das für drei Tage, mit einem raschen Blick von Kalifornien ins ferne Deutsch­land, unterbrochene Hauptgeschäft nimmt seinen Fortgang. Eine Pflicht­übung also, das rasche Exerzitium ei­nes Moralisten, der weiß, was die „For­derung des Tages“ gebietet? Keineswegs. (mehr …)

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