Wieso eigentlich Dahlem – wieso eigentlich Niemöller? Eckpunkte einer Diskussion über den deutschen evangelischen Kirchenkampf
von Heinz Hermann Niemöller
Im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin hielt der Sohn Martin Niemöllers, Dr. Heinz Hermann Niemöller, in der St. Annen – Kirche in Dahlem den Vortrag, den wir nachfolgend dokumentieren.
Vertieft man sich heute, über einen Zeitabstand von nun fast sieben Jahrzehnten hinweg, in die vertrackten Einzelheiten des evangelischen „Kirchenkampfes“ in den Jahren der Naziherrschaft, also von 1933 bis 1945, so erlebt man manche Überraschung. Es tauchen plötzlich Details auf, die man früher nicht wusste oder einfach nicht beachtet hatte, und die dem Betrachter von heute helfen, das Gesamtbild des evangelisch-kirchlichen Widerstandes genauer ins Auge zu fassen. Wir haben in den vergangenen Jahren ja einige recht unterschiedliche historische „Bewertungen“ dieser Vorgänge erleben müssen, die meist in eine mehr oder minder ausgeprägte Relativierung des ganzen Komplexes zu münden scheinen. Am weitesten ist da wohl ein Historiker namens Joachim Mehlhausen gegangen, der den Begriff „Kirchenkampf“ überhaupt für untauglich erklärt, was er mit der zwar kühnen, aber trotzdem unrichtigen These zu stützen versucht, es habe nur in dem einen Jahr 1933 – 1934 in der evangelischen Kirche eine Auseinandersetzung um Bekenntnisstand, Leitung und Ordnung der Kirche gegeben.