Verleihung Julius Rumpf- Preises 2016:
Heidi J. Stieweink dankt für den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe
Sehr geehrter Herr Dr. Rumpf, sehr geehrte Familie Rumpf, sehr geehrte Frau Sievers, sehr geehrter Herr Karg,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Begleiterinnen der Flüchtlingsarbeit,
zuerst einmal ein besonders herzliches Dankeschön an Frau Ingrid Rumpf für diese außergewöhnliche Auslegung der Geschichte um Ruth und Boas, selten habe ich eine solche Interpretation der Bibelstelle gehört!
„Den Menschen um Gottes Willen in den Blick nehmen“—das ist der leitende Satz meines langjährigen Kollegen und Freundes Harald Würges. Er ist der Synodalbeauftragte der evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar für Migration und Integration. Er steht für entsprechende Vernetzung und Kooperation und trägt prägend Kirchlicherseits unsere Flüchtlingsarbeit. Ich unterstütze ihn im Kirchenkreis und unter anderem im Camp. Und darf stellvertretend für ihn Worte des Dankes an Sie richten.
Nicht nur eine staatsbürgerliche Verantwortung, sondern der christliche Auftrag hat uns dazu bewogen, uns mit aller Kraft und aus vollem Herzen diesen geflohenen Menschen an die Seite zu stellen. Und das schon, seitdem Schutz suchende Menschen in unser Land und unsere Region kamen. Anfang der 90er Jahre die Menschen aus dem Bosnien-Krieg. Nun erneut für die Menschen aus den vielen Kriegs- und Krisengebieten aus Europa und Afrika.
Den Auftrag, den Gott uns vor die Füße gelegt hat, haben wir selbstverständlich wahrgenommen als Menschen in der evangelischen Kirche, gemeinsam mit katholischer Kirche, mit der Königsberger Diakonie, mit der Freikirche, der Diakonie und der Caritas sowie der „Tafel“. Das gute Miteinander hat die Helferinnen in den Willkommens-Cafés oft vergessen lassen, welcher Träger hinter der Arbeit steht.
Außergewöhnlich zugewandt und konstruktiv ist die Zusammenarbeit mit Herrn Block im Camp. Das machte die anfängliche Enttäuschung über die Arbeit mit dem RP fast wett.
Für das vertrauensvolle Miteinander danke ich den Vertretern der Stadt und des Lahn-Dill- Kreises.
Es ist eine leise Arbeit der vielen Freiwilligen in der Region
Doch wir werden weiter laut für die Rechte der Flüchtlinge in unserer Welt und vor Ort eintreten
Es ist eine leise Arbeit
- die erste Vermittlung der deutschen Sprache in den vielen Willkommenscafés
- das Halten der Hand des Anderen, wenn die Gedanken an Flucht und Gewalt kein Ende nehmen wollen
- ein tröstendes Wort über Sprachbarrieren hinweg, wenn für den Zeckenbiss nicht sofort Hilfe kommt
- ein Mitlachen bei der Wundertüten- Aktion, beim Luftballon-Spiel mit Kindern und bei der Begleitung in die Sportstätten der HSG oder des Rollstuhlbasketballs.
Es ist eine leise Arbeit.
- die Hand stärkend auf der schwachen Schulter bei Gedanken an die Flucht über das Meer oder die Wüste
- ein Mitweinen- im Camp in der Dienstagsrunde- wenn es wieder keinen Transfer gibt und die Familie nicht nach kommen kann
- das Teilen der Traurigkeit gestern Abend beim Fastenbrechen, über den erzwungenen Wechsel nach Gießen—für Montag vorgesehen für die 81 Erwachsenen und 31 Kinder aus dem Wetzlarer Camp
Es ist eine leise Arbeit,
- wenn man trotz Ohnmacht und auch Wut trösten will, weil wieder durch politische Entscheidungen Träume, Hoffnungen und Visionen und auch Familien zerstört werden
- es ist eine leise Arbeit in den Arbeitskreisen aus den Orten mit kirchlicher und säkularer Beteiligung, wenn sie sich auch um den sozialen Frieden sorgen
- wenn die Kirche für den ertrunkenen muslimischen jungen Mann zu einer Trauerfeier einlädt und dabei dann viele Nationalitäten und alle Religionen im Dom vertreten sind.
- wenn Kinder die Geschichte des Bischofs von Myra lernen und später eine fröhliche Nikolausfeier gefeiert wird
- wenn nach Weihnachten und Ostern Christen und Muslime zusammen beten, feiern und essen können.
Dass wir für diese leise, aber sehr intensive Arbeit den Preis der Stiftung eines starken, mutigen, gradlinigen Theologen aus der Bekennenden Kirche erhalten, der für Zivilcourage, gewaltfreie Konfliktlösung und ringend um den Frieden eintrat,
das ist uns Anerkennung und erneuter Auftrag zugleich,
das berührt uns.
Ich danke Ihnen sehr – stellvertretend namens aller Flüchtlingshelferinnen.
Ich danke auch dem großen Pianisten Herrn Ahmed. Ich habe Ihr Klavierspiel inmitten der Trümmer Ihrer Heimatstadt im Fernsehen gesehen. Ihr Spiel sollte das Volk trösten und viele Kinder scharten sich um Sie gemeinsam mit Erwachsenen. Wie hätte ich jemals gedacht, dass ich Sie hier mit Ihrem Klavierspiel in Wetzlar hören und sehen würde. Auch Ihnen möchte ich ein Kinderbild aus dem Camp als Erinnerung an diesen Tag schenken. Bleiben Sie behütet.
Als kleines Zeichen unserer großen Freude möchte ich Ihnen Kinder-Fotos aus dem Leben im Camp schenken, die Sie an die Flüchtlingshilfe unserer Region erinnern mögen.
Ihnen:
der Julius Rumpf-Stiftung, Frau Ingrid Rumpf; der Martin Niemöller -Stiftung mit Frau Sievers und Propst i.R. Michael Karg.
Heidi J. Stiewink
AK Flüchtlinge