Das Projekt Garnisonkirche
Welches Zeichen will die Evangelische Kirche hier setzen?
Ein Zwischenruf aus Potsdam
Potsdam 18.-19.03.17
500 Jahre Reformation.
500 Jahre Befreiung des Gewissens des einzelnen aus obrigkeitlich-klerikaler Gängelung.
500 Jahre Befreiung des Individuums zu selbstverantwortlichem Handeln.
500 Jahre Befreiung auch der Kirche von Autoritäten, denen es weniger um Glauben als mehr um ökonomische Interessen ging.
Wie frei ist die Kirche, die evangelische Kirche seit 500 Jahren?
In welche Abhängigkeiten ließ sie sich (doch) hineindrängen –
Welche hat sie gerne angenommen in der Hoffnung, ihrerseits davon zu profitieren?
Es gibt historische Momentaufnahmen, an denen einiges davon abzulesen ist. Der Tag von Potsdam vor beinahe 84 Jahren war ein solcher Moment.
Aber es geht nicht um Momente oder Augenblicksaufnahmen, auch nicht um „Ausrutscher“, die vielleicht mal passieren können.
Es geht um die Frage, welcher Geist zu diesem und anderen Ereignissen geführt hat, und welchem Geist in Kirche, will sie ernsthaft Kirche Jesu Christi sein, Raum geben soll und muss.
Es geht auch um die Frage, welche Bauten und Denkmäler dieser Kirche Jesu Christi angemessen sind.
Kirchen sind Kirchen, und Steine können nichts dafür, wenn sie missbraucht werden.
Pflastersteine können als solider Straßenbelag dienen – oder als gefährliche Wurfgeschosse.
Im Krieg oder danach zerstörte Schlösser und Kirchtürme können ein historisches Stadtbild wieder entstehen lassen, zur Freude der Erbauer und Betrachter und mit der besten Absicht, ihnen einen neuen Geist einzuhauchen.
Es kann aber auch geschehen dass ganz andere sich dieser „Fassaden“ bemächtigen, um in einer „erinnerungspolitischen Wende“ diesen Fassaden einen „neuen, ehrlichen, vitalen, tiefbegründeten und selbstbewussten Patriotismus“ einzuhauchen und die Heutigen „mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung (zu) bringen“ – so Björn Höcke in seiner Dresdener Rede. Kann man solch „feindlichen Übernahmen und Bemächtigungen“ verhindern, selbst wenn man es ehrlich will?
Es sind Fragen, die ich stelle, Fragen, die mich und viel andere hier bewegen.
Diesen Fragen wollen wir heute und morgen konzentriert nachgehen, im Hören, im Nachdenken im möglicherweise auch kontroversen Diskutieren.
Ich freue mich, dass Sie dies mit uns tun wollen und begrüße Sie noch einmal sehr herzlich im Namen der Veranstalter, der Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ und der Martin-Niemöller-Stiftung e.V..