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Begrüßungsrede (2010)

                                                                                         

Verleihung des Julius-Rumpf-Preises Martin-Niemöller-Stiftung an „Ferien vom Krieg“ in der Katharinenkirche Frankfurt am 12. Juni 2010 IMG_9969

Begrüßungsrede von Martin Stöhr

 

Liebe Freundinnen und Freunde, meine Damen und Herren! Das erste Willkommen gilt Ihnen, liebe Preisträger von der Friedensinitiative „Ferien vom Krieg!“

Ein besonderer Gruß gilt der Stifterfamilie des Preises, der Familie Rumpf. Ihr Vorfahre, Julius Rumpf, übte in einer Zeit alltäglicher Gewalt und offenen Unrechts die kleinen Tapferkeiten des Alltags, als Sprecher der Bekennenden Kirche, bis die Gestapo ihn zum Schweigen brachte.

Seien Sie alle willkommen, der Freundeskreis von „Ferien vom Krieg“, alle Gäste aus den Kirchen und Religionsgemeinschaften, aus dem Bereich der Medien und der Politik!

„Ferien vom Krieg“ bekommt den Preis, weil sie heute schon einüben, was die übergroße Mehrheit der Bevölkerung sowie der Meinungsführer in Politik und Rüstungsindustrie, in Medien und Religionen noch lernen muss: Es ist rückständig, dass Völker und Märkte ihre Konflikte mit Gewalt austragen. Köhler und das gültige Nato-Weißbuch sagen es offen, dass militärische Mittel auch freie Handelswege der Industrienationen zu sichern haben. Dagegen ist ernst zu nehmen: Die Stärke des menschlichen Rechts muss an die die Stelle eines Rechtes der Stärkeren treten.

„Ferien vom Krieg“ verwirklicht eine Alternative im Leben und Zusammenleben von Menschen, Völkern und Religionen. Sie bringt Kinder und Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie aus Israel und Palästina zusammen. Keine Engel, sondern Menschen, die die jeweils Anderen nicht oder zu wenig kennen, die ihre Vorurteile aber auch ihre Neugierde mitbringen, die zusammen leben statt getrennt zu töten, die Feindbilder in Freundschaften verwandeln, die miteinander reden statt übereinander, streiten und singen, tanzen und diskutieren.

Dies bringt „Ferien vom Krieg“ zustande in einer Zeit massenhafter militärischer oder terroristischer Gewalt. diese wird nationalistisch, wirtschaftlich oder religiös gerechtfertigt oder überhöht. Und, genau so schlimm: Sie wird oft gleichgültig oder mit gepflegten Ohnmachtsgefühlen hingenommen „Da kann man nix machen!

Goethe wurde in dieser Kirche konfirmiert. Er beschreibt genau diese jede Gewalt zulassende Haltung des Zuschauens:

Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen

Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei

Wenn hinten, weit, in der Türkei,

Die Völker aufeinanderschlagen…usw

Sie mögen sich die Köpfe spalten,

mag alles durcheinander geh’n,

Doch nur zu Hause bleibt‘ beim Alten!

„Ferien vom Krieg“ lässt nichts beim Alten. Sie folgen der Spur des Friedens und der Gerechtigkeit, die Martin Niemöller so beschreibt:

„Der Krieg ist keine Möglichkeit mehr“…Frieden als Ziel und als Weg… „ist die einzige Möglichkeit weiter zu leben. Krieg heißt nicht nur offener Krieg zwischen Staaten, sondern auch Rüstung zum Krieg!“

Hier zum Pressebericht in der Frankfurter Rundschau:

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