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Schandmal oder Mahnmal?
Der Streit um die Potsdamer Garnisonkirche

Der Wiederaufbau der zerbombten und gesprengten ehemaligen Potsdamer Garnisonkirche scheint beschlossen, aber die öffentliche Debatte darüber ist noch keineswegs beendet. Am 11.9.2017 fand in den Räumen der Ev. Akademie Frankfurt ein Streitgespräch statt. Wir dokumentieren die Beiträge von Dr. Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der EKD, Mitglied des Kuratoriums Garnisonkirche Potsdam; Prof. Dr. Manfred Gailus, Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin und Matthias Grünzig, Autor des Buches „Für Deutschtum und Vaterland. die Garnisonkirche im 20. Jahrhundert“.

 

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Martin Dutzmann Foto: Thomals Ahlmeye

Martin Dutzmann:
Geschichte erinnern – Verantwortung lernen – Versöhnung leben

Zum Projekt des Wiederaufbaus der Garnisonkirche in Potsdam

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat vor wenigen Tagen unter dem Titel „Konsens und Konflikt: Politik braucht Auseinandersetzung“ zehn Impulse der Kammer für Öffentliche Verantwortung herausgegeben. Unter den zehn Thesen findet sich auch ein Abschnitt mit Empfehlungen für eine demokratische Streitkultur.

Vielleicht ist es angesichts der Tatsache, dass wir heute Abend darüber streiten werden, ob in Potsdam der Turm der ehemaligen Garnisonkirche als Ort der Friedens- und Versöhnungsarbeit aufgebaut werden soll, hilfreich, in den noch frischen EKD-Text hineinzuhören.

„Die Funktionsfähigkeit der Demokratie hängt davon ab, dass die Bürgerinnen und Bürger bereit sind, in gleicher Weise Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebens zu übernehmen wie für das Zusammenleben in der Gesellschaft. Demokratische Politik folgt einem höchst anspruchsvollen Leitbild: der Vorstellung nämlich, dass aus dem vernünftig ausgetragenen Streit unterschiedlicher Positionen und Überzeugungen heraus politische Entscheidungen gefällt werden, die aufgrund der Art ihres Zustandekommens gerechtfertigt sind und daher von allen Beteiligten anerkannt werden sollen. Dieses Leitbild lässt sich nur dann verwirklichen, wenn alle Beteiligten die von ihnen vertretene Position immer wieder kritisch hinterfragen – und sich selbst hinterfragen lassen. Und zwar daraufhin, ob diese Position nicht nur den eigenen Interessen dient, sondern auch das Wohl des Gemeinwesens als Ganzes befördern kann und anderen genügend Freiräume für die Verwirklichung ihrer Lebensentwürfe einräumt.“

Ich hoffe sehr, dass das hier beschriebene Leitbild auch unsere Auseinandersetzung über die Zukunft der Potsdamer Garnisonkirche heute Abend prägt.

Lesen Sie hier den ganzen Vortrag:
17-09-11 VortragDutzmann

 

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Manfred Gailus Foto: Thomas Ahlmeyer

Manfred Gailus:
„Es geht um mehr als um die „Unschuld der Steine“

 

Die Wiedererbauer der Garnisonkirche Potsdam ignorieren einen elementaren historischen Zusammenhang: Dem „Tag von Potsdam“ (21. März 1933) folgte eine „Nacht von Potsdam“ (14. April 1945), als britische Flugzeuge die Stadt bombardierten und dabei u.a. auch die Garnisonkirche zerstörten. Beide Ereignisse, der „Tag von Potsdam“ und die „Nacht von Potsdam“, stehen in einem engen, sich bedingenden historischen Zusammenhang. Auf die Hybris des „nationalen Aufbruchs“ mit Hitler von 1933 folgte der tiefe Fall, die Zerstörung. Dieses doppelte Geschehen hat eine gewisse innere Logik und damit historisch-moralische Plausibilität. Die Zerstörung, so bedauerlich sie ist, war zu wesentlichen Teilen Folge deutscher Selbstzerstörung durch törichte und verbrecherische Politik.

Lesen Sie hier den ganzen Beitrag:
2017-09-11StatementGailus

 

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Matthias Grünzig Foto: Thomas Ahlmeyer

Matthias Grünzig:
Die Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche 1730 – 1990

Die Zeit der Monarchie

Die Potsdamer Garnisonkirche wurde von 1730 bis 1735 als Hof – und Garnisonkirche errichtet. Sie hatte deshalb auch zwei Gemeinden: die Militärgemeinde, zu der die evangelischen Angehörigen der Potsdamer Garnison gehörten, und die Zivilgemeinde, zu der der Potsdamer Hofstaat und Einwohner aus der Nachbarschaft zählten. Während der Zeit der Monarchie bis 1918 hatte Potsdamer Garnisonkirche eine Ausnahmestellung inne. Sie war die einzige Kirche in Preußen, die direkt und unmittelbar dem König und Kaiser unterstellt war.

Die Konsequenz war, dass das kirchliche Leben an der Garnisonkirche mehr als anderswo den Bedürfnissen des Königs und des Militärs untergeordnet wurde. Hier wurde der Krieg verherrlicht, hier wurden Regimenter gesegnet, hier wurden militärische Werte propagiert wie der bedingungslose Gehorsam gegenüber dem König bzw. Kaiser, die Treue bis zum Tod, der Kampf bis zum letzten Blutstropfen. Gleichzeitig wurden andere Völker diffamiert. Das betraf vor allem Frankreich, aber auch die Bevölkerung in den Kolonien in Afrika und China. Und zu alledem wurden innenpolitische Gegner der Monarchie verteufelt. Vor allem demokratische und liberale Kräfte wurden angefeindet. Noch ärger traf es die Sozialdemokraten. Sie wurden als Mörder und Brandstifter dargestellt, die gegen Gottes Gebote verstoßen würden.

 Lesen Sie hier den ganzen Beitrag:
2017-09-11ReferatGrünzig

 

Fotos von der Veranstaltung:


 

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