Artikel

„Es gibt sie noch, die sorgenden Bürgerinnen und Bürger“

36904795_2021832431224931_2788906437785419776_o-2
Andreas Lipsch

Druckansicht

Laudatio von Andreas Lipsch, Vorsitzender von PRO ASYL
anläßlich der Verleihung des Julius-Rumpf-Preises 2018 an den Verein „Freund statt fremd“ am 8. Juli 2018 in Bamberg

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich bin gebeten worden, Sie, liebes Team von „Freund statt fremd“ anlässlich dieser Preisverleihung zu loben. Das tue ich von Herzen gern. Aber ich sag’s Ihnen lieber gleich: Es wird mir in diesen Zeiten nicht gelingen, es nur beim Loben zu belassen. Ich will und werde auch klagen. Und schließlich möchte ich Sie – und damit meine ich uns Alle – um etwas bitten. Also: Lob, Klage und Bitte, in dieser Reihenfolge.

„Gibt`s das eigentlich noch, das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingsarbeit?“, werde ich in letzter Zeit regelmäßig vor allem von Journalisten gefragt. „Allerdings!“, sage ich dann. „Es ist zwar schwieriger geworden für die freiwillig Engagierten, sie werden kritisiert, zuweilen auch angefeindet. Es haben sich auch welche zurückgezogen. Aber immer noch engagieren sich viel mehr Menschen für und mit Geflüchteten denn je.“ Kaum habe ich das gesagt, schaue ich in ein zutiefst skeptisches Gesicht: „Hmhm“. Und ich spüre: Sie glauben es mir nicht. Sie denken wirklich, dass es nur noch sogenannte „besorgte Bürger“ gibt und alle anderen sich frustriert oder enttäuscht zurückgezogen haben.

Darum ist diese Preisverleihung so wichtig, die eigentlich auf dem Marktplatz stattfinden sollte, damit alle sehen und hören: Allerdings gibt es sie noch, die „sorgenden Bürgerinnen und Bürger“, die sich nicht haben ins Bockshorn jagen lassen, die trotz aller Kritik und Beschimpfungen weiter machen, die gerade wegen der menschenfeindlichen Stimmung im Land dabei bleiben, die – mit welchen kulturellen oder religiösen Prägungen auch immer – eine Überzeugung teilen: dass Menschenrechte nicht teilbar sind; dass die Menschenwürde unanstastbar … sein soll und doch immer wieder angetastet wird. Sorgende Bürgerinnen und Bürger, die wissen oder vielleicht auch nur spüren, dass die Ausgrenzung und Herabwürdigung einer Gruppe von Menschen die Ausgrenzung anderer Gruppen nach sich zieht und letztlich die gesamte Gesellschaft zugrunde richtet. Positiv formuliert: dass Gesellschaften nur funktionieren, wenn sie solidarisch sind, im Kleinen eines Gemeinwesens und im ganz Großen der Weltgesellschaft.

Es ist ein Glück, dass es Sie, das Team von „Freund statt fremd“ hier in Bamberg gibt, und dass Sie Teil einer sehr großen sorgenden Zivilgesellschaft in Deutschland sind, die allerdings immer wieder übersehen wird, weil sie nicht so laut ist wie die eigentlich viel kleinere Gruppe der ressentimentgeladenen Hassprediger und Hasspredigerinnen, deren Ziel es ist, aus Fremden Feinde zu machen. Vielleicht müssen auch wir etwas lauter werden. Aber dazu komme ich noch.

Auch wenn Sie erst seit 2015 ein eigenständiger gemeinnütziger Verein sind, existiert Ihre Initiative bereits seit 2011. Eine Zeit, wo Flüchtlinge noch nicht in aller Munde waren, das Jahr, in dem der Syrienkrieg begann, eine Zeit, in dem Kirchen, Verbände und Flüchtlingsinitiativen immer wieder darauf hinwiesen, dass Europa mehr Verantwortung für den Flüchtlingsschutz übernehmen muss. Eine Zeit, in der bereits absehbar war, dass die Nachbarstaaten Syriens mit der dauerhaften Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen überfordert sein würden.

(mehr …)

„Den Menschen um Gottes Willen in den Blick nehmen“

 

13498082_10210028815778094_4702716296413879477_o
Foto: Mohamad Osman

Druckansicht

Verleihung Julius Rumpf- Preises 2016:
Heidi J. Stieweink dankt für den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe

 

Sehr geehrter Herr Dr. Rumpf, sehr geehrte Familie Rumpf, sehr geehrte Frau Sievers, sehr geehrter Herr Karg,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Begleiterinnen der Flüchtlingsarbeit,

zuerst einmal ein besonders herzliches Dankeschön an Frau Ingrid Rumpf für diese außergewöhnliche Auslegung der Geschichte um Ruth und Boas, selten habe ich eine solche Interpretation der Bibelstelle gehört!

 „Den Menschen um Gottes Willen in den Blick nehmen“—das ist der leitende Satz meines langjährigen Kollegen und Freundes Harald Würges. Er ist der Synodalbeauftragte der evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar für Migration und Integration. Er steht für entsprechende Vernetzung und Kooperation und trägt prägend Kirchlicherseits unsere Flüchtlingsarbeit. Ich unterstütze ihn im Kirchenkreis und unter anderem im Camp. Und darf stellvertretend für ihn Worte des Dankes an Sie richten.

(mehr …)

Was ist die unsichtbare Tiefe hinter dem Menschen?

13576788_10210028810857971_5946465169082396354_o
Annegret Oelschlägel-Rumpf trug die Rede in Vertretung von Ingrid Rumpf vor Foto: Mohamad Osman

Druckansicht

Rede von Ingrid Rumpf* zur Verleihung der Julius-Rumpf-Preises in Wetzlar
am 18. 06. 2016

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Julius Rumpf, der Namensgeber unserer Stiftung, war mein Schwiegervater, leider habe ich ihn nicht mehr erlebt und kann deswegen nicht wirklich lebendig von ihm erzählen. Er war protestantischer Pfarrer im Widerstand gegen ein Unrechtsregime, er war, soviel habe ich aus Erzählungen verstanden, so etwas wie protestantisches Urgestein, und als solcher hatte er natürlich die Geschichten der Bibel verinnerlicht und aus ihnen vielleicht auch die Kraft zum Widerstand geschöpft. In diese Tradition mich einfügend, möchte ich Ihnen heute eine biblische Geschichte nacherzählen: Die wunderbare Liebesgeschichte von Boas und Ruth aus der jüdischen Bibel, dem sog. Alten Testament.

(mehr …)

Visionärer Blick und hohe Sachkenntnis

Michael Karg, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung Foto: Mohamad Osman

[print_link}

Begrüßungsrede zur Verleihung des Julius Rumpf-Preises 2016
an den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe in Wetzlar-Niedergirmes am 18.06.2016

 

Wir sind hier heute versammelt, weil es um Menschen, um die Würde von Menschen geht; weil der AK Flüchtlingshilfe geehrt werden soll, dem diese Würde in besonderer Weise am Herzen liegt.

In der Bibel heißt es (Gen 1,27): „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn“. Das gilt für alle Menschen, nicht für bestimmte Völker oder Ethnien. Die in der Gottesebenbildlichkeit gründende Würde gilt uneingeschränkt für alle Menschen – und in besonderer Weise für die, die des Schutzes und der Achtung ihrer Rechte bedürfen. „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten“ heißt es im 3. Buch Mose (19, 33 f). Das Deutsche Grundgesetz speist sich u.a. aus christlichen Wurzeln und sagt in Art. 1 unmissverständlich: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Auch hier geht es nicht um die Würde bestimmter Menschen, sondern aller Menschen, die im Geltungsbereich des Grundgesetzes leben. Wer vorgibt, um die Werte des christlichen Abendlandes besorgt zu sein, sollte sich diese Textstellen sehr zu Herzen nehmen und sollte auch daran gemessen werden! (mehr …)

„Bildung und persönliche Kontakte“ (2014)

JRP_9852von Eberhard Rumpf

Begrüßungsrede zur Verleihung des Julius-Rumpf-Preises 2014 an die Internationale Initiative Hochfeldt (IIH) in Duisburg

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, Sie als Vertreter der Stifterfamilie begrüßen zu können. Der Preis, den wir heute zum 12. Mal verleihen, wurde 1999 gestiftet vom verstorbenen Dr. Günther Rumpf und seiner Frau Ingrid, die trotz zunehmender Reisemühen anwesend ist.

Stiftung und Preis tragen den Namen des Vaters von Günther Rumpf und sollen etwas von dessen Wirken weitertragen. (mehr …)

„Um der Menschen willen“ (2014)

JRP_9850Verleihung des Julius Rumpf-Preises an die Internationale Initiative Hochfeld e.V. am 14. Juni 2014 im Rathaus zu Duisburg

Wir sind hier heute versammelt, weil es um Menschen, um die Würde von Menschen geht; weil eine Initiative geehrt werden soll, der diese Würde in besonderer Weise am Herzen liegt.

In der Bibel heißt es (Gen 1,27): „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn“. Das gilt für alle Menschen, nicht für bestimmte Völker oder Ethnien. Die in der Gottesebenbildlichkeit gründende Würde gilt uneingeschränkt für alle Menschen – und in besonderer Weise für die, die des Schutzes und der Achtung ihrer Rechte bedürfen. „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten“ heißt es im 3. Buch Mose (19, 33 f).

Das Deutsche Grundgesetz speist sich u.a. aus christlichen Wurzeln und sagt in Art. 1 unmissverständlich: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Auch hier geht es nicht um die Würde bestimmter Menschen, sondern aller Menschen, die im Geltungsbereich des Grundgesetzes leben. (mehr …)

„…. dass diese Gesellschaft etwas ist, das wir uns gemeinsam erkämpfen wollen!“ (2012)

P1240805

Mutig, klar, unkonventionell: Die Dankesrede der Preisträger/innen

Am 9. Juni 2012 fand im Kulturhaus Neuruppin die Verleihung des Julius-Rumpf-Preises 2012 an das das Jugendwohnprojekt „MittenDrin“ statt. Wir dokumentieren die Dankesrede der Preisträger/innen 

 

Wir freuen uns sehr, euch hier heute alle begrüßen zu können. Es tut gut, auch mal den Alltag hinter sich zu lassen und auf das Erreichte zurückzuschauen. Einen Tag zu nutzen, um sich selbst zu beglückwünschen für die Arbeit, die wir gemeinsam geleistet haben. Dabei kann das MittenDrin auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. In all den Jahren war es nie still um unser Haus. Ob im Guten oder im Schlechten, es gab immer etwas zu uns oder über uns zu sagen. (mehr …)

„Sie haben sich ein ziemlich unbequemes Objekt ausgesucht, liebe Preisstifter!“ (2012)

KahaneWeb

Laudatio von Anetta Kahane

Am 9. Juni 2012 fand im Kulturhaus Neuruppin die Verleihung des Julius-Rumpf-Preises 2012 an das das Jugendwohnprojekt „MittenDrin“ statt. Wir dokumentieren die Laudatio von Anetta Kahane (Amadeu Antonio Stiftung).

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Ingrid und Eberhard Rumpf, Gründer der Julius-Rumpf-Stiftung, liebe Michael Karg und Claudia Sievers von der Martin-Niemöller-Stiftung, liebe Preisträger!

Mit Preisen ist das so eine Sache. Die einen vergeben sie. Andere bekommen sie. Ein Verhältnis von Objekt und Subjekt. Irgendwo haben Menschen Geld, dann sitzen sie zusammen und suchen etwas, das aus der Fülle des Lebens quillt und ihnen gefällt. Sie haben dabei ein Thema im Sinn, das ihnen wichtig ist. Sie diskutieren über Kandidaten, loben oder verwerfen, erzählen einander, was sie von ihnen wissen oder gehört haben. Ich bin selbst in Jurys, die über Preise entscheiden und weiß etwa wie das geht. Auf der anderen Seite ist da das Objekt, der Auszuzeichnende. Oft weiß er überhaupt nichts davon, dass man über ihn berät, ihn mit anderen vergleicht, sich kritisch und freundlich seiner Arbeit zuwendet. Dann irgendwann kommt die Entscheidung. Der Preisträger steht fest und erfährt von der bevorstehenden Ehre. Hier beginnt erst der Moment der Interaktion. Stifter und Preisträger begegnen sich mit dem Wissen, dass der eine von dem anderen geehrt wird und dies als Zeichen der Anerkennung auch bitte annehmen soll. Ein hierarchischer Vorgang – so würden es die jungen Leute von MittenDrin formulieren. Denn liebe Preisstifter, Sie haben sich ein ziemlich unbequemes Objekt ausgesucht! (mehr …)

Begrüßungsrede (2010)

                                                                                         

Verleihung des Julius-Rumpf-Preises Martin-Niemöller-Stiftung an „Ferien vom Krieg“ in der Katharinenkirche Frankfurt am 12. Juni 2010 IMG_9969

Begrüßungsrede von Martin Stöhr

 

Liebe Freundinnen und Freunde, meine Damen und Herren! Das erste Willkommen gilt Ihnen, liebe Preisträger von der Friedensinitiative „Ferien vom Krieg!“

Ein besonderer Gruß gilt der Stifterfamilie des Preises, der Familie Rumpf. Ihr Vorfahre, Julius Rumpf, übte in einer Zeit alltäglicher Gewalt und offenen Unrechts die kleinen Tapferkeiten des Alltags, als Sprecher der Bekennenden Kirche, bis die Gestapo ihn zum Schweigen brachte.

Seien Sie alle willkommen, der Freundeskreis von „Ferien vom Krieg“, alle Gäste aus den Kirchen und Religionsgemeinschaften, aus dem Bereich der Medien und der Politik! (mehr …)

„Wie kann ein Mensch illegal sein?“ (2008)

von Dr. Eberhard Rumpf

v.l.n.r.: Dr. Eberhard Rumpf, Dr. Margot Käßmann, vier Mitglieder der Preisträger, annegret Oelschlägel-Rumpf, Ingrid RumpfRede zur Verleihung des Julius-Rumpf-Preises 2008 an die „Medizinische Flüchtlingssolidarität Hannover“ 
Foto v.l.n.r.: Dr. Eberhard Rumpf, Dr. Margot Käßmann, vier Mitglieder der Preisträger, annegret Oelschlägel-Rumpf, Ingrid Rumpf

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich spreche zu Ihnen als Mitglied der Familie Rumpf und des Kuratoriums des JR-Stiftungs-Fonds. Wir würdigen seit 2000 jährlich mit diesem Preis Einzelne oder Gruppen, die, sei es innerhalb oder außerhalb der verfassten Kirche, der Gewalt und der Unmenschlichkeit wehren und mutig, ideenreich und widerständig Strukturen der Mitmenschlichkeit, der Toleranz, der gewaltfreien Konfliktlösungen und der Versöhnung aufbauen (aus der Satzungspräambel zitiert).  (mehr …)

Themen

Sonstiges