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Christliche Friedensethik in Zeiten der Globalisierung

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von Martin Stöhr

51 Thesen anläßlich der Tagung „Schwerter zu Pflugscharen 1983 – Spieße zu Winzermessern 2003. Die Bedingungen des Friedens heute“ in der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt in Lutherstadt Wittenberg vom am 26.-28. 9.2003

I

1.      Moral wie Vernunft singen in der Friedensfrage dasselbe Lied, das C. F. von Weizsäcker in seiner Friedenspreisrede (Paulskirche 1963) auf die Formel brachte, dass der Weltfrieden einer „außerordentlichen moralischen Anstrengung“ bedürfe. Moral wie Vernunft haben sich, auch in ihren Trägern, den Religionen und den Wissenschaften, in den Dienst von Hass, Krieg und Menschenvernichtung stellen lassen. Sie sind nicht unschuldig, da instrumentalisierbar zu jeder Inhumanität. Sie sind jedoch zur Kooperation verpflichtet, zur Lösung der Überlebensfrage der Menschheit notwendig. Nur ihre jeweiligen Soloauftritte verdienen dann das Verdikt „unpolitisches Moralisieren“ oder „eiskalte Rationalität“. „Moral“ oder „Ethik“, d.h. menschliches Verhalten ist beides. Es fragt sich nur, welche Moral, welche Ethik. Darum muss gestritten werden.

2.    Der Streit beginnt notwendigerweise bereits in der Analyse und Deutung der Problemlage. Eine friedensethische Urteilsbildung ohne Analyse der Situation ist als nur guter Wille blind; ohne Bezug auf Herkunft und Zukunft der Menschen ist sie beliebig.

3.     Der christliche Glaube als way of life sagt auf eigene, profilierte Weise (neben anderen Religionen und politisch/ökonomischen Konzepten), was menschliches Leben, Zusammenleben sowie Überleben ist, was es wert ist, was es kostet, was es gefährdet. Er nennt nicht nur allgemeine Ziele, sondern sucht und geht Wege der Verwirklichung. Irrtumsfreiheit ist dabei keinem garantiert.  (mehr …)

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